FULLMOON Poetry-Sound Magazine|
VOLLMOND Poesie-Klang Magazin 月照無眠詩聲雜誌
Nr. E5. For the paper magazines please visit publication No. P3.
Online Poesie-Klang Magazin (Zweisprachig: Englisch, Chinesisch) / Online Poetry-Sound Magazine (Billingual. English, Chinese) 網路詩聲雜誌(中英雙語)
Sechs Ausgaben, erschien immer in der Vollmondnacht (Fünfzehnten des Mondmonats im Mondkalender) / Six issues, always released on the nights of the full moon (The fifteenth day of lunar month) 辛卯中秋至壬辰元宵,每逢月圓發刊
September 12, 2011 – February 6, 2012


About FULLMOON Poetry-Sound Magazine
The Sound of Poetry on Broadcast – Bridging East and West, Classic and Contemporary.
Published monthly on nights of full moon from the Mid-Autumn Festival of Hsin-Mao Year (12. September 2011) to Lantern Festival of Ren-Chen Year (6. February 2012).
FULLMOON Poetry-Sound Magazine was founded by Taiwanese poet Tong Yali and musician Hsieh Chieh-ting in Berlin. Each issue featured three poems from old and new, east and west. We present the magazine online in Chinese and English language and make the poetry-sound for each poem. The six issues are entitled “Moonlight, Sleepless”, “Lovelorn, Sickness”, “Melodies of the Moon”, “In Search of Memory”, “Autumn passes, Winter comes” and “Winter Hibernation and Seclusion”.
Chinese Version: http://sleeplesssoundmagazine.tumblr.com
English Version: http://fullmoonsoundmagazine.tumblr.com
關於《月照無眠》詩聲雜誌
詩聲廣播,跨越古今中西
辛卯中秋至壬辰元宵,每逢月圓發刊
詩人彤雅立與音樂家謝杰廷共同合作,每期編選三首古今中外與月亮、秋天與思念相關的詩作,翻譯並作詩聲音。辛卯中秋(2011.9.12)至壬辰元宵(2012.2.6),每逢月圓透過網路媒介發刊,共六期,分別為〈照無眠〉、〈病相思〉、〈月光曲〉、〈思想起〉、〈秋去冬來〉、〈冬眠深居〉。
展覽將展出詩聲雜誌前三期的詩聲音,及手工紙本線裝詩聲雜誌。
中文版:http://sleeplesssoundmagazine.tumblr.com
English Version:http://fullmoonsoundmagazine.tumblr.com

Selected poetry-sounds: https://soundcloud.com/hsiehchiehting/sets/fullmoon-poetry-sound-magazine


News Clipping:
„September 1, 2011: Das Vollmond Poesie-Klang Magazin wurde online gegründet und präsentiert die vielfältigen Ausdrucksformen von Poesie und Musik.“
Quelle: „Die bedeutendsten Ereignisse der taiwanischen Literaturszene im Jahr 2011“. In: Liberty Times. Dezember 27, 2011. S. D9. Taipei, Taiwan.
URL: https://art.ltn.com.tw/article/paper/549566

Zeitungsinterview:
Yi HO, „Poetry: A poetic awakening“. In: Taipei Times. S. 14. February 10, 2012. Taipei, Taiwan.
URL: https://www.taipeitimes.com/News/feat/archives/2012/02/10/2003525107


Erzählkonzert:
Ein Poesie-Klang Abend mit Tong Yali und Hsieh Chieh-ting
Do. 1. Dezember 2011
Noyman Miller. Kultur.Bar.Galerie
Berlin, Deutschland







Inner Pages of the 1. Edition of FULLMOON Poetry-Sound Magazine
No. P3-1. Link: https://www.tongyali.net/publication/p3-poesieklang-magazin

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FULLMOON Poetry-Sound Magazine|VOLLMOND Poesie-Klang Magazin 月照無眠詩聲雜誌
Nr. P3-1. Ausgabe 1.
Handgemachtes fadengebundenes Buch. 34 Seiten (Zweisprachig: Englisch, Chinesisch) / Handmade Thread-bound Book. 34 Pages (Billingual. English, Chinese) 手工紙本線裝書,34 頁(中英雙語)
Materialien: Pergamentersatz, Lederschnur / Materials: greaseproof paper, leather cord 媒材:仿羊皮紙、皮繩 L 32.3 cm x W 21.2 x H 0.5 cm, 2011 Made in Taipei and Berlin
Selected Texts from the six volumes of FULLMOON Poetry-Sounds Magazine:




Originale Texte in deutscher Sprache:
Nr. 3
Verklärte Nacht (1896)
by Richard Dehmel (1863-1920)
Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain;
der Mond läuft mit, sie schaun hinein.
Der Mond läuft über hohe Eichen;
kein Wölkchen trübt das Himmelslicht,
in das die schwarzen Zacken reichen.
Die Stimme eines Weibes spricht:
Ich trag ein Kind, und nit von Dir,
ich geh in Sünde neben Dir.
Ich hab mich schwer an mir vergangen.
Ich glaubte nicht mehr an ein Glück
und hatte doch ein schwer Verlangen
nach Lebensinhalt, nach Mutterglück
und Pflicht; da hab ich mich erfrecht,
da ließ ich schaudernd mein Geschlecht
von einem fremden Mann umfangen,
und hab mich noch dafür gesegnet.
Nun hat das Leben sich gerächt:
nun bin ich Dir, o Dir, begegnet. Sie geht mit ungelenkem Schritt.
Sie schaut empor; der Mond läuft mit.
Ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht.
Die Stimme eines Mannes spricht:
Das Kind, das Du empfangen hast,
sei Deiner Seele keine Last,
o sieh, wie klar das Weltall schimmert!
Es ist ein Glanz um alles her;
Du treibst mit mir auf kaltem Meer,
doch eine eigne Wärme flimmert
von Dir in mich, von mir in Dich.
Die wird das fremde Kind verklären,
Du wirst es mir, von mir gebären;
Du hast den Glanz in mich gebracht,
Du hast mich selbst zum Kind gemacht.
Er faßt sie um die starken Hüften.
Ihr Atem küßt sich in den Lüften.
Zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht.
She walks on, stumbling.
She looks up; the moon keeps pace.
Nr. 6
Erinnerungen an Marie A. (1920/1927)
by Bertolt Brecht (1898-1956)
1
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
2
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern.
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: Ich küsste es dereinst.
3
Und auch den Kuss, ich hätt' ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke da gewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.
Nr. 11
Vollmond (1905)
by Else Lasker-Schüler (1869-1945)
Leise schwimmt der Mond durch mein Blut ...
Schlummernde Töne sind die Augen des Tages
Wandelhin – taumelher –
Ich kann deine Lippen nicht finden ...
Wo bist du, ferne Stadt
Mit den segnenden Düften?
Immer senken sich meine Lider
Über die Welt – alles schläft.
---
Mir träumte: traurig schaute der Mond (1827)
by Heinrich Heine (1779-1856)
XXVI
Mir träumte: traurig schaute der Mond,
Und traurig schienen die Sterne;
Es trug mich zur Stadt, wo Liebchen wohnt,
Viel hundert Meilen ferne.
Es hat mich zu ihrem Hause geführt,
Ich küßte die Steine der Treppe,
Die oft ihr kleiner Fuß berührt
Und ihres Kleides Schleppe.
Die Nacht war lang, die Nacht war kalt,
Es waren so kalt die Steine;
Es lugt aus dem Fenster die blasse Gestalt,
Beleuchtet vom Mondenscheine.
Nr. 12
Nebelland (1956)
by Ingeborg Bachmann (1926-1973)
Im Winter ist meine Geliebte
unter den Tieren des Waldes.
Daß ich vor Morgen zurückmuß,
weiß die Füchsin und lacht.
Wie die Wolken erzittern! Und mir
auf den Schneekragen fällt
eine Lage von brüchigem Eis.
Im Winter ist meine Geliebte
ein Baum unter Bäumen und lädt
die glückverlassenen Krähen
ein in ihr schönes Geäst. Sie weiß,
daß der Wind, wenn es dämmert,
ihr starres, mit Reif besetztes
Abendkleid hebt und mich heimjagt.
Im Winter ist meine Geliebte
unter den Fischen und stumm.
Hörig den Wassern, die der Strich
ihrer Flossen von innen bewegt,
steh ich am Ufer und seh,
bis mich Schollen vertreiben,
wie sie taucht und sich wendet.
Und wieder vom Jagdruf des Vogels
getroffen, der seine Schwingen
über mir steift, stürz ich
auf offenem Feld: sie entfiedert
die Hühner und wirft mir ein weißes
Schlüsselbein zu. Ich nehm’s um den Hals
und geh fort durch den bitteren Flaum.
Treulos ist meine Geliebte,
ich weiß, sie schwebt manchmal
auf hohen Schuh’n nach der Stadt,
sie küßt in den Bars mit der Strohhalm
die Gläser tief auf den Mund,
und es kommen ihr Worte für alle.
Doch diese Sprache verstehe ich nicht.
Nebelland hab ich gesehen,
Nebelherz hab ich gegessen.
Nr. 13
Herbsttag (1902)
by Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Nr. 17
Chor der Geretteten (1946)
by Nelly Sachs (1891-1970)
Wir Geretteten,
Aus deren hohlem Gebein der Tod schon seine Flöten
schnitt,
An deren Sehnen der Tod schon seinen Bogen strich -
Unsere Leiber klagen noch nach
Mit ihrer verstümmelten Musik.
Wir Geretteten,
Immer noch hängen die Schlingen für unsere Hälse gedreht
Vor uns in der blauen Luft -
Immer noch füllen sich die Stundenuhren mit unserem
tropfenden Blut.
Wir Geretteten,
Immer noch essen an uns die Würmer der Angst.
Unser Gestirn ist vergraben im Staub.
Wir Geretteten
Bitten euch:
Zeigt uns langsam eure Sonne.
Führt uns von Stern zu Stern im Schritt.
Laßt uns das Leben leise wieder lernen.
Es könnte sonst eines Vogels Lied,
Das Füllen des Eimers am Brunnen
Unseren schlecht versiegelten Schmerz aufbrechen lassen
Und uns wegschäumen -
Wir bitten euch:
Zeigt uns noch nicht einen beißenden Hund -
Es könnte sein, es könnte sein
Daß wir zu Staub zerfallen -
Vor euren Augen zerfallen in Staub.
Was hält denn unsere Webe zusammen?
Wir odemlos gewordene,
Deren Seele zu Ihm floh aus der Mitternacht
Lange bevor man unseren Leib rettete
In die Arche des Augenblicks.
Wir Geretteten,
Wir drücken eure Hand,
Wir erkennen euer Auge -
Aber zusammen hält uns nur noch der Abschied,
Der Abschied im Staub
Hält uns mit euch zusammen.

























